Philip Morris International (PMI) befindet sich, wie der gesamte Tabaksektor, im Wandel. Der Konzern beabsichtigt unter dem Slogan „Delivering a smoke-free future“, seine Zukunft auf rauchfreien Produkten aufbauen.
„Rauchfrei“ bedeutet die Abkehr der Verbrennung von Tabak in insbesondere Zigaretten und Zigarren. Grund sind die damit verbundenen Gesundheitsrisiken.
Stattdessen setzt der Konzern verstärkt auf alternative Lösungen. Tabakerhitzer sind ein wichtiger Baustein dieser Strategie. In jüngerer Zeit finden aber auch Produkte wie Snus oder Nikotinbeutel (nicotine pouches) zunehmend Anklang bei Konsumenten.
Seit Beginn des internationalen Cannabis-Legalisierungstrends setzt PMI auch auf diese Produktsparte. Über Investitionen in elektrische Inhalierer ermöglicht PMI auch den rauchfreien Konsum von Cannabis.
Das folgende Video veranschaulicht die neue, gesundheitsfokussierte Kommunikation von PMI sehr anschaulich:
In den Bereichen Snus, Nikotinbeutel und alternativen Verabreichungssystemen (Inhalatoren, Kaugummi, Tabletten etc.) hat PMI insbsondere in den Jahren 2020 und 2021 in verschiedene Produkte investiert, bzw. diverse Unternehmen aquiriert.
Stärkung eigener Marktmacht
Philip Morris International (PMI) ist nach Marktkapitalisierung der weltweit führende Tabakkonzern, ausgenommen der staatseigenen China National Tobacco Corporation.

Im Jahr 2021 verkaufte PMI seine Produkte auf über 180 Märkten, darunter insbesondere Zigaretten, andere Tabakprodukte und neuartige Nikotin- und Tabakprodukte.
Das Unternehmen meldete 2021, dass es 27,3% des Weltmarkts für Zigaretten und erhitzte Tabakprodukte (HTPS) hielt, ausgenommen USA und China. In Deutschland lag der Marktanteil von PMI im Jahr 2021 bei 38,6%. In 100 Ländern hält das Unternehmen einen Marktanteil von mind. 15%.
Das Unternehmen bot 2021 fünf der fünfzehn führenden internationalen Zigarettenmarken auf dem Weltmarkt (ohne USA) an:
Marlboro
L&M
Chesterfield
Philip Morris
Parliament
Der Tabakkonzern darf jedoch nicht mit Philip Morris USA verwechselt werden. Das US-amerikanische Pendant gehört zum Altria-Konzern, aus dem PMI im Jahr 2008 abgespalten wurde.
Investitionen in Snus und Nikotinbeutel
Snus wird als traditionell skandinavische Form des Tabakgenusses bezeichnet. Kleine Portionen von Tabak werden in Beuteln zwischen Zahnfleisch und Unterlippe gelegt. Anders als Kautabak wird Snus nicht fermentiert oder in Soße getränkt.

In der Europäischen Union besteht ein Verbot zum Verkauf von Snus. Das hat die großen westlichen Tabakkonzerne jedoch nicht davon abgehalten, Beteiligungen an Snus-Herstellern zu erwerben. Neben Schweden, das von dem Verbot ausgenommen ist, und Norwegen sind auch die USA ein wichtiger Absatzmarkt.
Nikotinbeutel (nicotine pouches) sind Snus sehr ähnlich. Der Unterschied ist jedoch, dass sie zwar Nikotin, aber keinen Tabak enthalten und daher nicht vom Snus-Verkaufsverbot erfasst werden. In manchen deutschen Bundesländern haben jedoch Behörden den Verkauf verboten, wenn viel Nikotin enthalten ist.
Swedish Match, Schweden
PMI erwarb im November 2022 mehr als 90 % von Swedish Match, hat die Anteile vom Handel genommen und beabsichtigt, über einen Squeeze-out die vollständige Kontrolle über das Unternehmen zu erlangen. PMI möchte mit dieser Akquisition sein Produktportfolio im Bereich rauchfreier Produkte festigen.
Swedish Match ist ein schwedisches Tabakunternehmen mit Sitz in Stockholm und insbesondere auf die folgenden Produktarten spezialisiert:
Snus (siehe Bild oben)
Nikotinbeutel
Feuchter Schnupftabak
Zigarren
Kautabak
Streichhölzer und Feuerzeuge
Die wichtigsten Snus-Marken von Swedish Match sind, je nach Absatzmarkt:
Schweden: General, Göteborgs Rapé, Kaliber, Kronan, Ettan
Norwegen: General, G.3, The Lab, Nick & Johnny
USA: General
Ursprünglich verkaufte das Unternehmen auch Zigaretten. Jedoch hat Swedish Match sein Zigarettengeschäft im Jahr 1999 an Austria Tabak verkauft. Der damalige CEO Lennart Sundén begründete diese Entscheidung unter anderem mit der geringen Marktmacht im Vergleich mit den großen Konkurrenten.
Swedish Match vertreibt auch Snus-ähnliche Nikotinbeutel, die keine Tabakblätter enthalten und daher in den meisten Ländern nicht als Tabakerzeugnisse gelten. Seine führende Marke auf dem Weltmarkt ist Zyn. Die großen transnationalen Tabakkonzerne sind erst kürzlich in diesen schnell wachsenden Markt eingestiegen.
AG Snus, Dänemark
Im Jahr 2021 erwarb Philip Morris International (PMI) den Snus- und Nikotinbeutel-Hersteller AG Snus. Das dänische Unternehmen besteht seit dem Jahr 2010. PMI hat die Akquisition, anders als Swedish Match, nicht öffentlich verkündet.

Investitionen in alternative Verabreichungssysteme
Neben Snus und Nikotinbeuteln lag ein weiterer Investitionsfokus von Philip Morris International (PMI) in den letzten Jahren auf alternativen Verabreichungssystemen. Darunter fallen insbesondere Inhalierer, aber auch Tabletten und Kaugummis.
Bei Inhalierern setzt PMI zum einen auf einen - nach Schätzungen - allgemein wachsenden Markt für Inhalationstherapien. Darüber hinaus bieten sich Inhalierer auch für die Aufnahme von Nikotin oder gar Cannabis an.
Syqe Medical, Israel
Syqe Medical, ein israelisches Unternehmen, ist ein Cannabis-Investment von Philip Morris International (PMI) aus dem Jahr 2016. PMI investierte 20 Mio. USD, machte den Deal aber nicht öffentlich bekannt. Syqe Medical vertreibt insbesondere Cannabis-Inhalatoren.

Vectura, UK
Im Juli 2021 akquirierte Philip Morris International (PMI) Vectura, ein britisches Unternehmen, das auf Inhalationsprodukte zur Verabreichung von Medikamenten spezialisiert ist. Der Preis belief sich auf etwa 1,2 Mrd. USD. PMI hat sich nicht dahingehend geäußert, ob die Produkte von Vectura auch für die Inhalation von Cannabis verwendet werden können.
Oti-Topic, USA
Im August 2021 erwarb Philip Morris International (PMI) Oti-Topic, ein in den USA ansässiges Unternehmen, das auf die Herstellung von Inhalatoren spezialisiert ist. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Unternehmen in der Endphase der Entwicklung eines inhalierbaren Mittels zur Behandlung des akuten Myokardinfarkts (Herzinfarkt).
Neben Syqe Medical und Vectura ist Oti-Topic ein weiteres Investment von PMI in den Inhalatorenmarkt. Nach einer Pressemitteilung möchte PMI das Know-how von Oti-Topic nutzen, um eine Produktlinie von inhalativen Therapeutika und Atemwegsmedikamenten entwickeln.
Fertin Pharma, Dänemark
Ebenfalls im Juli 2021 übernahm Philip Morris International (PMI) Fertin Pharma für rund 820 Mio. USD. Das dänische Unternehmen gilt als führend bei der Herstellung von oralen Verabreichungssystemen, darunter Kaugummis, Beutel, Tabletten und andere feste orale Systeme für die Verabreichung von Wirkstoffen, einschließlich Nikotin. Das Unternehmen ist auch Hersteller von Lösungen für die Nikotinersatztherapie.
Investition in Biopharma
Medicago, Kanada
Im Mai 2019 investierte Philip Morris International (PMI) rund 16 Mio. CAD in eine Minderheitsbeteiligung an Medicago, einem kanadischen Biopharmaunternehmen.
Medicago entwickelte unter anderem den COVID-19-Impfstoff Covifenz, der unter Verwendung von Tabakpflanzen hergestellt werden sollte, jedoch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgrund der Beteiligung von PMI abgewiesen wurde.
Im Februar 2023 hat der Mehrheitseigner Mitsubishi Chemical Group bekannt gegeben, das Unternehmen abwickeln zu wollen, weil es nicht wirtschaftlich sei.