Der Rüstungssektor bietet Investoren eine stabil wachsende Konjunktur sowie stetige und gute Erträge. Dies liegt nicht nur an diversen militärischen Bedrohungen, denen sich einzelne Staaten gegenübersehen.
Aufgrund der Digitalisierung befindet sich der Sektor in einem massiven Umbruch. Staaten rüsten um die Wette, denn andernfalls liefen sie Gefahr, massiv an Einfluss zu verlieren.
Auch wenn der Rüstungssektor unter ethischen Gesichtspunkten teilweise zu hinterfragen ist. Für den renditeorientierten Fondsinvestor ist er eine ernsthafte Überlegung wert.
Digitalisierung hat in nahezu allen Lebensbereichen zu beachtlichen Effizienzsteigerungen geführt. Der Rüstungssektor ist hiervon nicht ausgenommen.
Digitalisierte bzw. automatisierte Waffensysteme sind manuell gesteuerten Waffen mit großem Abstand überlegen. Aus diesem Grund stehen Verteidigungsunternehmen einer starken Nachfrage seitens Regierungen aus aller Welt gegenüber.
Investitionen in die digitale Aufrüstung der Streitkräfte haben international hohe Priorität. Denn es droht nichts weniger als der eigene Bedeutungsverlust.
Die ehemalige deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen drückte dies wie folgt aus: „Digitalisierung ist das Megathema der Bundeswehr in der nächsten Dekade.“
Überlegenheit digitalisierter Streitkräfte
Mehr Digitalisierung bedeutet auch mehr künstliche Intelligenz. Künstlich intelligente Waffensysteme sind in der Lage, vollständig autark zu agieren. Ihre Reaktions- und Belastungsfähigkeit ist derjenigen des Menschen weit überlegen.
Dies wurde etwa in einem jüngst vom US-Verteidigungsministerium veranstalteten virtuellen Luftkampfwettbewerb unter Beweis gestellt. Erfahrene US-Kampfpiloten führten Luftkämpfe gegen einen künstlich intelligenten Gegner.
Die Ergebnisse waren eindeutig. Computergesteuerte Jets gewannen sämtliche Duelle. Sie konnten deutlich besser und schneller Turbinenleistung, Angriffswinkel und andere Parameter steuern. Selbst Kurven mit über 9 g waren möglich. Beim Menschen ist je nach Flugwinkel bei maximal 8 g Schluss.
Aber die Überlegenheit künstlicher Intelligenz zeigt sich auf vielen Ebenen. So wird etwa berichtet, der Einsatz sogenannter Kamikaze-Drohnen habe den Konflikt in Berg-Karabach entschieden.
Digital-globales Wettrüsten
Die Folge einer zunehmend digitalisierten Rüstungstechnik: sie zwingt förmlich Staaten weltweit nachzurüsten und aufzurüsten.
Staaten, die sich Investitionen in Digitalisierung verschließen, droht ein ernsthafter Bedeutungsverlust. Wladimir Putin erklärte 2017: wer auch immer im Bereich künstlicher Intelligenz führend wird, würde die Welt kontrollieren.
Getrieben wird das digitale Wettrüsten einerseits von der Möglichkeit, den eigenen Einfluss zu stärken und andererseits von der Furcht, in Zukunft technisch nicht mehr Schritt halten zu können.
Der ehemalige deutsche Außenminister Heiko Maas betonte, das globale Wettrüsten sei bereits in vollem Gange.
Die aktuellen Investitionstrends sind insbesondere unbemannte Kampfflugzeugsysteme, Drohnensysteme, Cyber- und Aufklärungslösungen, Hyperschallwaffen und IT-Lösungen für die Interoperabilität von Truppenteilen.
Chinas wachsender Einfluss
China hat seine Rüstungsausgaben in den letzten zehn Jahren nahezu verdoppelt. Das ist eine Ansage an die westliche Welt, insbesondere die USA. Nicht nur aus der Sicht der USA steigert dies den Investitionsdruck weiter.
Die militärische Aufrüstung Chinas geht nicht nur einher mit der wachsenden wirtschaftlichen Bedeutung des Landes, sondern wird zudem durch verschiedene Konflikte mit westlich unterstützten Staaten angeheizt.
Besonders brisant sind der Konflikt Chinas mit Japan um Gebietsansprüche an den Senkaku-Inseln im Ostchinesischen Meer und der Konflikt um die Unabhängigkeit Taiwans. Teilweise ist bereits von einem kalten Krieg mit China die Rede.
Investitionsdruck in Europa
Die Geburtenrate europäischer Staaten ist eine der niedrigsten weltweit. Ein starker Rückgang des Rekrutierungspools für Streitkräfte (Alter: 16-30 Jahre) ist daher zu befürchten, so die EDA (European Defence Agency). Um dennoch die „globale Handlungsfähigkeit“ aufzubauen und zu erhalten, so die EDA, sei Wissenschaft und Technologie, insbesondere IT, von besonderer Bedeutung.
Zudem würde der Abstand europäischer Staaten zu den wichtigsten Akteuren – China, Indien, USA und Russland – zunehmend größer. Der Abstand zu kleineren Mächten, wie Türkei, Mexiko, Indonesien, Iran, Brasilien und Südafrika, verringert sich hingegen.
Um die weitere Expansion der europäischen Wirtschaft zu sichern, wird gefordert, müsse die europäische Einflusssphäre erhalten werden. Das betreffe große Teile Afrikas, die ölreiche kaspische Region, den Mittleren Osten sowie große Teile des Indischen Ozeans, wo es gilt, Schifffahrts- und Handelsrouten zu kontrollieren.
Verteidigungs-Aktionsplan Europas
Jean-Claude Juncker untermauerte: „Eine starke europäische Verteidigung braucht eine innovative europäische Rüstungsindustrie.“
Der Europäische Verteidigungs-Aktionsplan sieht die folgenden Prioritäten für die europäische Rüstungspolitik: „Nachrichtengewinnung, Überwachung und Aufklärung, ferngesteuerte Flugsysteme, Satellitenkommunikation, autonomer Zugang zum Weltraum und ständige Erdbeobachtung sowie Gewährleistung von Cybersicherheit und maritimer Sicherheit.“
Deutschland und Frankreich pflegen zahlreiche Kooperationen in der Entwicklung von digitalisierten Waffensystemen, unter anderem ein Kampfflugzeugsystem und ein Kampfpanzer- und Artilleriesystem. Digitalisierung und künstliche Intelligenz sind auch Schwerpunkte anderer europäischer Rüstungsprogramme.
Junge Unternehmen als Innovationstreiber
Rüstungsunternehmen haben in der Vergangenheit weniger als 1 % ihrer Umsätze in Forschung und Entwicklung (F&E) investiert. Zum Vergleich: Amazon hat im Jahr 2018 mehr in F&E investiert als der gesamte weltweite Rüstungssektor.
In der Rüstungsindustrie, wie auch in anderen Industrien, sind es häufig junge und agile Unternehmen, die digitale Innovationen vorantreiben. Beispielsweise stellt das 2015 gegründete Unternehmen Ghost Robotics Corp. aus den USA einen Roboterhund für diverse, unter anderem militärische Verwendungen her.
Das Unternehmen Boston Dynamics Inc. ging 2021 mit einem Video tanzender Roboter viral, die auf den Dirty-Dancing-Song „Do you love me?“ ihre beeindruckenden Fähigkeiten unter Beweis stellten.
Mittlerweile beteuert das Unternehmen, Technik nur noch für nichtmilitärische Zwecke herzustellen. Etablierte Rüstungsunternehmen sind gezwungen, ihre Technologien zu digitalisieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Konfliktherde verstärken Sicherheitsbedürfnis
Im Jahr 2020 kam es in mindestens 39 Staaten zu bewaffneten Konflikten, mehrheitlich in Sub-Sahara-Afrika. Bei den meisten Konflikten handelte es sich um innerstaatliche Konflikte zwischen Regierungstruppen und terroristischen oder anderen nichtstaatlichen Gruppierungen. Intensive Konflikte waren in Afghanistan und im Jemen zu bedauern. Akute und drohende bewaffnete Konflikte gefährden die Sicherheit weltweit. Regierungen setzen daher auch auf die Sicherung und den Ausbau der Schlagkraft des eigenen Militärs, um einen Abschreckungseffekt zu erzielen und dadurch Frieden für die Bevölkerung zu garantieren.
Kritik an künstlicher Waffenintelligenz
Der militärische Einsatz von künstlicher Intelligenz ist ethisch sehr umstritten. Elon Musk warnte bereits im Jahr 2015 vor den Gefahren autonomer Waffen. Besonders fatal sei, dass derartige Waffen teilweise simpel und kostengünstig produziert werden könnten, z. B. autonome Drohnen.
Es sei nur eine Frage der Zeit, bis sie auf dem Schwarzmarkt auftauchen. Autonome Waffen seien ideal geeignet für Attentate und die Unterdrückung oder selektive Tötung von Bevölkerungsgruppen. Ein militärischer Wettlauf um künstlich intelligente Waffen würde der Menschheit nicht zugutekommen.
Ähnlich sieht es auch die Europäische Linke, die zudem vor einer niedrigeren Hemmschwelle des Eintritts in einen Konflikt warnt.
Fazit
Der Verteidigungssektor war seit jeher umstritten. Für Investoren, die eine gute Rendite erzielen möchten, ist er dennoch eine Überlegung wert. Rüstungsunternehmen stehen einer starken und stabil stetigen Nachfrage von Staaten gegenüber. Der Branchenumsatz steigt konstant und gilt als krisenfest. Aufgrund internationaler Spannungen und staatlichem Investitionsdruck treiben Staaten die Digitalisierung ihrer Streitkräfte stark voran. Fondsanleger genießen den Vorteil einer aktiven Titelauswahl und Risikosteuerung durch das Asset Management.